21 05 26 Besuch Juedische Gemeinde1

Keine Toleranz bei Antisemitismus

Neue Synagoge

Chemnitzer Juden leben zunehmend in Sorge

Mein heutiger Besuch der Jüdischen Gemeinde zu Chemnitz lässt einen klaren Schluss zu. Wir müssen in Deutschland offen und schonungslos über Antisemitismus reden. Aber nicht nur über den zugezogenen, sondern auch über den hier tief verwurzelten. Es ist ein Armutszeugnis für unsere Gesellschaft, dass auf Demonstrationen wegen des Nahostkonfliktes offener Judenhass propagiert wird. Ganz klar: das geht nicht, das muss geahndet werden.

Was mir Chemnitzer Juden über ihren Alltag berichten, lässt mich teils fassungslos zurück. Da werden zwei Jüdinnen beim Betreten eines Linienbusses wegen ihrer Religion vom Busfahrer angepöbelt. Beim Spaziergang durch die City verstecken Juden vorsorglich ihre Kippa und die Kette mit dem Davidstern, um nicht als Juden erkannt zu werden und keine körperliche Attacke zu provozieren. In Grüna werden Israelfahnen abgerissen und stattdessen Aufkleber einer rechtsradikalen Organisation angebracht, auf Spielplätzen antijüdische Parolen gebrüllt und der Holocaust mit Witzen verharmlost. In der Jüdischen Gemeinde von Chemnitz wächst angesichts solcher Vorfälle die Sorge vor antisemitischen Übergriffen immer mehr. Gerade ältere Chemnitzer Juden wägen derzeit genau ab, ob sie sich in den City wagen können, weil ihnen dort teils offener Hass entgegenschlägt. In einem freien Land wie Deutschland, das Religionsfreiheit garantiert, ein Unding.