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Arnold Vaatz zu: "Was tun, damit die Dörfer im Osten nicht den Anschluss verlieren?"

Von Arnold Vaatz

Die Städte fördern und die Dörfer den Wölfen überlassen – so ungefähr kam an, was das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) als Rezept für den Osten vorschlug. Aber keine Sorge, was aus unseren Dörfern wird, entscheidet kein Institut. Ihre Schönheit ist die Seele unseres Landes. Keine Regierung kann es wagen, sie anzutasten. Nur: Einen Dreiseithof mit 800 Quadratmetern Dach neu decken – und 80 000 Euro sind weg. Nicht neu decken – und das ganze Anwesen fällt demnächst zusammen. Die imposanten Fachwerkhäuser in Thüringen, so schön sie sind, wurden nicht als Zierde, sondern als Wirtschaftshöfe gebaut. Sie sicherten früher eine Existenz und können heute leicht eine Existenz kosten. Die große Frage ist, welche Wertschöpfung sich aus solch einem Hof künftig erzielen lässt. Denkmalschutzprogramme allein retten die Dörfer nämlich nicht: Wo allerdings Geschäftsideen greifen, blühen auch diese auf.

Und genau darum geht es dem IWH: Etwa so wie Vogelschützer Nistkästen bauen, aber keine Eier legen sollen, soll die Politik der Wirtschaft durch günstige Rahmenbedingungen den Weg bahnen, aber nicht selbst wirtschaften. Dazu aber neigt sie, besonders, wenn sie zu subventionieren beginnt. Ein subventionierter Arbeitsplatz schadet aber der Produktivität. Ein nachhaltiger Arbeitsplatz entsteht nicht aus Wohltätigkeit. Er entsteht, wenn ein Unternehmen die Nachfrage nur dann bedienen kann, wenn es dazu eine Person einstellt. Und nur wenn ein Unternehmen auf seine Angestellten wirklich angewiesen ist, haben auch Gewerkschaften die Macht, soziale Ziele durchzusetzen.

In den letzten Jahren wird die Politik jedoch zunehmend vom Rahmensetzer zum ideologiegetriebenen wirtschaftlichen Akteur: Durch überzogene Standards, überflüssige Meldepflichten und einseitige Bevorzugung bestimmter Technologien (Windräder, Elektroautos). Hinzu kommt im Ostens die untote Liebe zur Planwirtschaft: der Staat als lieber Gott. Siehe „Rettung“ von SKET oder Cargolifter. Die amerikanische Autorin Rita Mae Brown lässt eine ihrer Romanfiguren sagen: „Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und unterschiedliche Ergebnisse zu erwarten.“ Sie ist eine stramme Linke. Hat aber recht.